GESCHICHTE DES CLUBS

VON FRÜHER BIS HEUTE

Schon am Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Sigmaringen Tennis gespielt, lange bevor der TC Sigmaringen im Vereinsregister eingetragen wurde. So ist eine Postkarte bekannt, auf der insgesamt 16 Personen eines „Lawn-Club Sigmaringen“ auf einem „Ausflug zu Bodensee Sommer 1896“ abgebildet sind. Acht von ihnen tragen ein „von“ vor dem Namen: Tennis war damals der Sport der „Hautevolee“, die in Sigmaringen aus Mitgliedern des Fürstenhauses, der Hofverwaltung, der Preußischen Regierung und der diesen nahe stehenden bürgerlichen Kreise bestand. Diese mehr oder weniger lose Vereinigung wurde 1905 dann in „Tennisclub“ umbenannt – jedoch ohne Eintrag ins Vereinsregister. Als erster Vorsitzender ist ein Assessor Überle überliefert. Die Umbenennung mag auch damit zusammen hängen, dass das Tennisspiel um diese Zeit ganz allgemein einen stärkeren sportlichen Auftrieb erhielt und speziell in Sigmaringen vor allem von den Offizieren der „Unteroffizier-Vorschule“ betrieben und gefördert wurde.

Frl. Froebel, Graf Adelmann, Graf Brühl, Herr Schwass, Frl. Schunk, Frl. v. Frank, Gräfin Adelmann, Herr v. Grote, Frau v. Frank, Herr Laur, Frl. Werner, Gräfin M. Adelmann, Herr v. Frank, Frl. Eberhard, Frl. Wenz, Frl. Laur

Gespielt wurde zunächst – bis 1905 – auf einem Platz „Vor dem Schatten“ vor dem Gebäude der Museumsgesellschaft, danach auf einem Rasenplatz hinter dem städtischen Wasserwerk. Letzterer jedoch wurde mehrmals vom Hochwasser stark ramponiert, und da während des Ersten Weltkriegs (1914-18) der Spielbetrieb stetig abnahm und zum Schluss völlig zum Erliegen gekommen war, geriet dieser Platz schließlich ganz in Vergessenheit. Denn als am 18. März 1932 der „Tennis-Club Sigmarinen e.V.“ gegründet wurde, war es offensichtlich selbstverständlich, wieder auf dem ersten Platz „Vor dem Schatten“ zu spielen, den das Fürstenhaus (erneut) unentgeltlich zur Verfügung stellte.

Obere Reihe: Freiherr v. Schönau-Wehr, Frl. Bilharz, Frl. Sauerland;
Untere Reihe: v. Plessen, Baronin v. Schönau-Wehr, Frl. v. Görtz, Fr. v. Plessen, Ihre Durchlaucht Prinzessin Augusta Viktoria v. Hohenzollern, Frl. Harrer, Frl. Lasser

Auffällig in der ersten Mitgliederliste ist, dass sie keinen einzigen adligen Namen enthält – nicht nur der Staat, auch Tennis war „republikanisch“ geworden. Wer aber die Sigmaringer Genealogie kennt, kann aus der Liste leicht herauslesen, dass nun vor allem der „Bürgeradel“ zu den Club-Mitgliedern gehörte. Namen wie Eisele, Fleischhut, Frick, Graf, Nell, Ott oder Steidle haben heute noch einen guten Klang in der Stadt.

Der neue 1. Platz im Jahre 1932

Aber erst musste jemand von außerhalb kommen, um die Gründung des Vereins voranzutreiben und dem Tennisleben in Sigmaringen neue Impulse zu verleihen: Es war ein gewisser Friedrich Genz, der als Gendarmerie-Hauptmann nach Sigmaringen versetzt worden war und als Erster zum Vorsitzdenden gewählt wurde; unter ihm wurde bereits im August 1933 auch der zweite Platz eingeweiht. Ihm folgten 1934 sein Nachfolger im Dienst Eberhard Dorgerloh, 1936 Walter Kohl (ein Ingenieur der Fa. Eisele), 1938 Otto Kreidler (Studienrat) und 1939 schließlich Rechtsanwalt Fidelis Ott, der über den Zweiten Weltkrieg hinaus bis 1950 das Amt des Vorsitzenden bekleidete.

Der neue 2. Platz wurde 1934 fertiggestellt

Obwohl nach den Zweiten Weltkrieg der Spielbetrieb bereits 1947 wieder aufgenommen wurde, konnte der Club erst am 10. März 1950 neu gegründet werden, nachdem ein Kontrollratsgesetz der Besatzungsbehörden aufgehoben worden war, wonach der Tennisclub eine Abteilung des örtlichen Sportvereins sein musste. 1. Vorsitzender war erneut Fidelis Ott, der aber noch im gleichen Jahr wegen Arbeitsüberlastung sein Amt an Stadttierarzt Dr. Hans Zinn weitergab. Diesem folgte bereits 1951 Erich Schulz, der das Amt 14 Jahre, bis 1964, wahrnahm.

Die Erweiterung auf 3 Plätze 1954

Bereits 1965, als Heinrich Gontard das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm – vor ihm hatte es für etwa ein Jahr Dr. Albert Sauer innegehabt – zeigte sich, dass die Platzanlage „Vor dem Schatten“ mit ihren mittlerweile drei Plätzen der stark gestiegenen Mitgliederzahl (über 300!) nicht mehr gerecht werden konnte. So nahm Gontard Grundstücksverhandlungen und Planungen für eine neue, größere Tennisanlage auf, musste die Arbeit jedoch aus gesundheitlichen Gründen 1969 an Fritz Küfner weiter geben. Unter dessen entstand das Konzept und schließlich Projekt für die Anlage auf der „Hedinger Wiese“, die das Fürstenhaus gegen Pacht bereitstellte.

Als Küfner 1971 überraschend starb, sprang erneut Heinrich Gontard als 1. Vorsitzender ein, und zu Beginn der Spielsaison 1973 konnte die neue Anlage übergeben werden. Sie bestand aus fünf Sandplätzen und dem Clubhaus mit einer 4-Zimmer-Wohnung für den Platzwart. Um dieses Projekt machte sich vor allem der damalige 2. Vorsitzende Lothar Partenheimer verdient, der für die gesamte Projektabwicklung verantwortlich zeichnete. Er war es auch, der später den Bau der Tennishalle mit zwei Spielfeldern (Fertigstellung Oktober 1978) vorantrieb. Damit war der Tennisclub Sigmaringen der erste Verein in Oberschwaben mit eigener Halle!

Die alte Anlage beim Schatten

Inzwischen, 1977, war August (Gulle) Dannegger zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt worden, der das Amt bis 1984 führte. Neben dem Bau der Tennishalle fiel unter seine Ägide auch der Bau des 6. Sandplatzes neben der Halle, der 1982 – nach jahrelangen zähen Grundstücksverhandlungen – (fast) ausschließlich durch die finanzielle Hilfe und den Arbeitseinsatz der Mitglieder innerhalb von vier Wochen zur Bespielbarkeit gebracht wurde. Und noch etwas geschah unter Dannegger, wie sich dem Vereinsregister entnehmen lässt: Die Satzung wurde auf den Mitgliederversammlungen vom 29.04.1983 und 30.03.1984 kräftig geändert und den Erfordernissen der Zeit angepasst. Otto Zwiebel, der 1984 die Nachfolge Danneggers antrat, übernahm ein durchaus schweres Erbe. Vor allem die Schulden durch den Clubanlagen- und Hallenbau drückten den Verein. Die finanzielle Lage war so kritisch, dass an allen Ecken und Enden enorm gespart werden musste. 1987 folgte ihm Hartmut Hopf auf dem „Präsidentenstuhl“, auf dem dann – von 1988 bis 1993 – für fünf Jahre Heribert (Butz) Pfaus Platz nahm. Unter ihm standen Um- und Ausbauten – und auch schon erste Reparaturen – der Anlage im Zentrum der Arbeit, vor allem die Neuanlage der Plätze 7 und 8 hinter der Halle. Als dann erneut Otto Zwiebel das Vorstandsamt übernahm, zeichnete sich bereits ein weiteres Problem ab: Zunächst stagnierten die Neuzugänge, weil inzwischen fast in jedem Dorf um Sigmaringen ein Tennisverein gegründet worden war. Anschließend wanderten viele Mitglieder, die dem Verein bis dahin durchaus aktiv zur Seite gestanden hatten, zum Golfsport ab. Das traf den Sigmaringer Tennisclub wegen seiner hohen Verschuldung besonders hart. Zudem wurde in einen neuen Hallenboden, eine neue Heizung (anstelle der veralteten Warmluftheizung), die Terrasse zur Gaststätte und in einen ersten Küchenumbau investiert. Viele der damaligen Anschaffungen, Reparaturarbeiten und Entscheidungen konnten nur durch Otto Zwiebels Weitsicht sowie sein großzügiges Club-Darlehen realisiert werden. Erst unter Zwiebels ebenfalls stark engagiertem Nachfolger Dieter Arndt, der die Geschicke des Vereins von 1998 bis 2008 leitete, war es erfolgreich gelungen, nicht nur die entstandene Lücke zu schließen – sondern darüber hinaus die Schulden kontinuierlich abzubauen. Trotzdem konnte 2005 auf den Plätzen 1-5 nachträglich eine Beregnungsanlage installiert werden. Im Jahr 2016 ist der Verein schuldenfrei, was für den neuen Präsident Claus Nüssle (seit 2008) und seine stark verjüngte „Vorstands-Mannschaft“ jedoch kein Grund ist, sich auf den Lohrbeeren der Vorgänger auszuruhen. Durchweg postive Entscheidungen wie z.B. die Investition in eine Solaranlage, eine professionelle Hallenbeleuchtung sowie diverse Umbauarbeiten auf dem Clubgelände und am / im Clubheim wurden unter Nüssle bereits gefällt. Als neuestes Projekt wurden im Herbst 2015 rund 200.000 € in die vereinseigene Halle gesteckt. Die Sanierung des Hallendachs sowie der Einbau von zwei Sandplätzen konnten realisiert werden. Man darf weiterhin gespannt (aber auch beruhigt) in die Zukunft blicken…

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